B.ZETTIS KINDERSERIE (6): Die Rohmatter Ziegengemeinschaft
HÄG-EHRSBERG. Der Häg-Ehrsberger Ortsteil Rohmatt wurde in ein enges Tal hineingebaut. Daher stehen die steilen el und Berge drum herum ganz nah er Dorfstraße und bei den Häusern. Die meisten Hänge sind bewaldet, fast bis en Häusern hinunter.
Doch an einigen Hängen gibt es statt Wald weite Grasflächen, auf denen
man schon vom Tal Ziegen weiden sieht. Diese Grasflächen gab es in
Rohmatt nicht immer. Sie das Werk der Rohrnatter - und ihrer Ziegen.
Zu Beginn der 1990er Jahre seien die Rohrnatter es leid gewesen, immer
nur auf Bäume zu schauen und wenig Sonne zu haben, erzählt Manfred
Kiefer. Deshalb sollte eine Ziegenherde mit ihrem Appetit auf Gras und
Grünzeug für freie Berghänge sorgen. 1992 gründeten einige Rohrnatter
also eine Ziegengemeinschaft und schlossen sich zusammen in einem
Landschaftspflegeverein. Manfred Kiefer war bei der Gründung dabei und
ist seitdem der Vorsitzende des Vereins.
Bis sich eine Herde auf den Hängen tummeln konnte, gab es eine Menge
Arbeit. Zunächst schlugen die Mitglieder und viele Helfer auf großen
Flächen, die der Gemeinde gehören, Bäume und Sträucher ab und ließen
dort Gras wachsen. Das dauerte ein paar Jahre, doch schließlich waren
aus den Wäldern Wiesen geworden. Dann bauten sie zusammen einen Stall
und kauften eine Menge Ziegen. Ziegen fressen nicht nur Gras, sondern
auch Baumschösslinge und kleine Sträucher, so dass der Wald seitdem
keine Chance mehr hat, auf den gerodeten Weideflächen wieder Wurzeln zu
schlagen.
45 Tiere weiden derzeit auf den Steilhängen. Unter ist ihnen Charlie,
der einzige Bock, der Vater aller Zicklein, den man an seinen großen
gebogenen Hörnern erkennt. Zwischen Februar und April hat es Nachwuchs
gegeben. In dieser Zeit zählte die Herde 80 Tiere. Doch das Leben der
meisten Ziegenlämmer ist nur kurz. Schon wenn sie zehn bis zwölf Wochen
alt sind, werden sie im gemeindeeigenen Schlachthaus in Ehrsberg
geschlachtet. Ihr Fleisch wird an Metzgereien, Hotels und private
Kunden verkauft. Zwar bekommt die Rohrnatter Ziegengemeinschaft Geld
vom Staat für ihre Arbeit, doch vom Fleischverkauf allein könnten die
sieben Ziegenlandwirte nicht leben. Alle haben noch einen anderen
Beruf. Die Ziegen betreuen sie in ihrer Freizeit. Jetzt, im Sommer,
machen die Ziegen nur wenig Arbeit. Da streifen sie Tag und Nacht frei
auf den Weiden herum. Dass die Hänge so steil sind, macht ihnen nichts
aus, denn Ziegen sind sehr trittsicher und können prima klettern. Erst
mit dem ersten Schnee müssen sie in den Stall. Dort gibt es einen
einzigen großen Raum für alle Tiere. Zweimal täglich werden sie mit Heu
und Getreide gefüttert, und der Stall muss einmal pro Woche ausgemistet
werden. Im Frühjahr werden Elektrozäune um die Weiden gezogen, damit
die Ziegen nicht weglaufen können. Früher, bis in die 1950er Jahre
hinein, als es noch keine elektrischen Weidezäune gab, mussten die
Kinder der Landwirte im Sommer die Ziegen von mittags bis abends hüten,
sagt Manfred Kiefer. Richtige Freizeit habe es für diese Kinder fast
nie gegeben.