Silvia Frank aus Häg-Ehrsberg leistet seit 2005 in Burkina Faso Pionierarbeit bei der politischen Bildung in der Provinz Sud-Quest
Artikel in der Badischen Zeitung vom 14.08.2008 von Nicolai Kapitz
Die gebürtige Ehrsbergerin Silvia Frank engagiert sich seit 2005 für den Deutschen Entwicklungsdienst (DED) in Burkina Faso. Das in Westafrika, am südlichen Rand der Sahara gelegene Land, ist bitterarm, zeichnet sich aber durch ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen Kulturen und Bevölkerungsschichten aus.
Der DED, leistet in Burkina Faso seit 1976 Aufbauhilfe in vielen Bereichen.
Angefangen hat alles nach dem Studium der Sozialpädagogik in Köln im
Jahre 1999. Silvia Frank hatte Burkina Faso während eines Praktikums im
Studium kennen gelernt und die Eindrücke, die sie von Land und Leuten
mit nach Hause nahm, hielten sie gefangen. Nachdem sie bis 2004 als
Sozialpsychologin gearbeitet hatte, bewarb sie sich beim DED für einen
Aufenthalt in Burkina Faso. In dem seit 1960 nach französischem Vorbild
mit einer Präsidialverfassung regierten Land geben die deutschen
Entwicklungshelfer Hilfestellung in Fragen der Landwirtschaft und
verstärkt beim Thema Demokratisierung und Dezentralisierung. Mit
westlichem Know-How soll die Verwaltung auch in den entlegensten
Kommunen für die Zukunft fit gemacht werden und damit etwas mehr
Unabhängigkeit von der Regierung in Ouagadougou herstellen. Silvia
Frank landete schließlich in der Provinz Sud-Ouest, genauer in der
20000-Einwohner-Stadt Diebougou. Dort leistete sie, zunächst auf sich
allein gestellt und nur mit einem Computer in ihrem Privathaus
ausgerüstet, echte Pionierarbeit. Das Aufgabenspektrum unter dem
Begriff „Demokratieförderung“ ist riesig. „Unter den Bewohnern haben
höchstens 50 Prozent einen Pass und eine Geburtsurkunde“ weiß Silvia
Frank. Ohne diese Dokumente kann auch in Westafrika niemand wählen
gehen und so war es zunächst einmal wichtig, vor Ort ein Mindestmaß an
Bürokratie zu installieren. Außerdem wissen viele der Afrikaner in der
Provinz nicht oder nur unvollkommen über ihre Bürgerrechte Bescheid.
Hier setzt die Arbeit des DED an. Silvia Frank: "Wir versuchen, die
Menschen auf ihre Rechte aufmerksam zu machen und sie zu
sensibilisieren“. Ihre Demokratisierungsarbeit macht Silvia Frank in
Diebougou nach einer Aufbauzeit von etwa einem Jahr nun in
Zusammenarbeit mit afrikanischen Hilfsorganisationen. Der DED gibt
dabei den Organisationen vor Ort technische und inhaltliche Beratung.
„Die Begleitung und Finanzierung von Projekten einheimischer
Organisationen ist unsere Hauptaufgabe. Daneben geben wir viele
Workshops, vor allem für Frauen, die in Burkina Faso keinen leichten
Stand haben“, sagt Silvia Frank. Auch Kinder stehen ganz oben auf der
Liste der Entwicklungshelfer. „Das Schulsystem ist nicht gut, aber es
gibt immerhin eines und wir versuchen, die Kinder zum Schulbesuch zu
bewegen“ meint Frank. „Je höher der Bildungsstand ist, desto mehr
können wir das Verständnis für Demokratie und Politik wecken“. Früchte
getragen hat die Arbeit der Ehrsbergerin schon. Seit 2006 ist Burkina
Faso bis in die kleinste Gemeinde verwaltungstechnisch erfasst und
besetzt. Es gibt auch in Diebougou einen Bürgermeister samt
Gemeinderat. Silvia Frank und ihre Mithelfer vermitteln den frisch
gewählten Kommunalpolitikern in Workshops eine Übersicht über die neuen
Pflichten, die auf sie zukommen. Mit den Verhältnissen ist Frank
dennoch nicht vollends zufrieden. „Die Regierungspartei nimmt sehr viel
Einfluss auf die Bewohner, wenn auch ohne Gewalt. Es kann schon mal
passieren, dass die regierende CDP Fahrräder an ein ganzes Dorf
verteilt, um Stimmen zu bekommen.“ Ihre Erfahrungen mit deutschen
Verwaltungen wie in Häg-Ehrsberg konnte sie da kaum einbringen. „Die
Menschen leben in Burkina Faso für das Hier und Jetzt und von der Hand
in den Mund. Das ist ein ganz anderer Arbeitsrhythmus und mit dem
deutschen nicht zu vergleichen.“
Ihr Ehemann Omar Ouattara, ein „Burkinabe“, den sie im November 2007
geheiratet hat und mit dem sie sich zur Zeit auf Heimaturlaub befindet,
ist selbst an einer Schule beschäftigt und lernt dort zur Zeit Deutsch.
Im März 2009 ist Silvia Franks Mission in Burkina Faso nämlich beendet,
ihre Arbeit wird von einem Nachfolger fortgesetzt. Sie selbst will dann
zunächst wieder in Deutschland arbeiten, gemeinsam mit ihrem Mann. Was
danach passiert, weiß sie noch nicht. „Es kann sein, dass wir dann bald
wieder die Koffer packen und nach Afrika fliegen. Über Afrika sagt man,
dass man entweder nie wieder hin möchte, oder dass es einen nie wieder
los lässt.“